Pinhole Magic

Ich habe eine neue Kamera.
Sie heißt „Heiße Schokolade“, zumindest steht das außen drauf ;-).
Weil wir Freunde sind, darf ich sie Schoki nennen.

Die leere Kakaodose stand schon lange in meiner Küche, weil: kann man ja mal brauchen.
Und siehe da – jetzt, wo meine Dunkelkammer fertig eingerichtet ist, und sowohl (abgelaufenes) Fotopapier als auch Chemikalien zum Entwickeln da sind, will ich endlich mal eine Lochkamera bauen. Sofort!
Und ich habe tatsächlich alles da, was ich brauche.

Die Dose selbst war schon mehr oder weniger lichtdicht, nur den Deckel habe ich noch schwarz angemalt und ein bisschen Alufolie draufgeklebt. (Also eigentlich alte Joghurtdeckel… und die auch eher reingeklemmt als aufgeklebt.)

Dann habe ich ein größeres Loch in die Dose gebohrt und dahinter ein Stück Alufolie (wieder ein Joghurtdeckel) geklebt – als dünnes, aber stabiles Material für das eigentliche Pinhole.
Pinhole heißt übrigens wörtlich Nadelloch, und genau so hab ich’s auch gemacht: ganz vorsichtig mit einer Nähnadel ein winziges Loch gestochen.
Ich würde schätzen, der Durchmesser liegt irgendwo um einen halben Millimeter.

Fertig ist die Kamera.
Fotopapier rein – und los geht’s.

Nachdem die allererste Probeaufnahme heillos überbelichtet war, habe ich doch noch ein bisschen Recherche betrieben. Nach „Berechnung“ meiner Blendenöffnung (Schätzwerte für Lochgröße und Brennweite) und groben Richtwerten für die Empfindlichkeit von Fotopapier habe ich dann mit wenigen Sekunden Belichtung die ersten echten Bilder gemacht.

Und was soll ich sagen? Schoki funktioniert richtig gut.
Die ersten Bilder sind da – und ich bin ein bisschen verliebt.

Erstes erkennbares Bild mit der Schoki. Mein Garten. Ich bin begeistert von der Schärfe, und liebe die Verzeichnung, die entsteht, weil das Papier halbrund eingelegt ist.
Mein Lieblingsbaum am Peißenberger Stockschützen-Platz. Der Blaue Himmel erschien beim Entwicklen super schnell – Zeichnung in den Ästen leider nicht.
Hier habe ich erstmals die Belichtung gemessen, und geschaut, wie gut ich hinkomme, wenn ich ISO 6 für das Papier und Blende 64 für das Pinhole annehme. Ziemlich gut, oder?

Belichtungsmessung – ein kleiner Ausflug

Nach den ersten Versuchen und Fehlbelichtungen kann ich mit grobem Schätzen schon ziemlich sicher ein Bild erzeugen. Aber es geht noch besser: Ich messe jetzt vor jeder Aufnahme die Belichtung und passe sie auf Blende 64 und Papierempfindlichkeit von etwa ISO 6. Obwohl ich die Sekunden dann einfach „ungetaktet“ im Kopf zähle, lande ich damit fast immer genau richtig.

Beim Messen hilft mir mein guter alter Sixtomat – ein Belichtungsmesser aus einer Zeit, in der Fotografinnen noch selbst entscheiden mussten, wie viel Licht auf den Film fällt.
Keine Automatik, keine Batterie – nur eine Fotozelle, ein Zeiger und ein bisschen Kopfrechnen.

Er funktioniert seit Jahrzehnten zuverlässig.
Ich stelle ihn auf ISO 6, messe das vorhandene Licht, lese die passende Zeit bei Blende 22 ab – und gehe dann drei Blenden weiter für meine Lochkamera.
So einfach, so analog. Und irgendwie schön, dass man mit einem Gerät aus der Mitte des letzten Jahrhunderts heute noch Bilder machen kann.

Der Sixtomat ist ein analoger Belichtungsmesser aus den 1950er–1970er Jahren, hergestellt von Gossen in Nürnberg.
Er funktioniert ganz ohne Batterien – dank seiner Selen-Fotozelle, die auf Licht reagiert. Der Zeigerausschlag wird durch die Lichtmenge bestimmt. Dreht man jetzt am Rädchen, bis sich der Zeiger und die Ableselinie treffen, kann man die richtigen Zeit/Blenden Kombinationen ablesen.
So analog, so gut!

1 Kommentar zu „Pinhole Magic“

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